Sunday, 11 September 2011

Nahtoderfahrung Busfahrt.

Der Plan war gesetzt, es sollte vom islamisch gepraegten Bijapur, in dem der Muezzin weit durch die Strassen schallend zu hoeren war, in die fuer Hindus heilige Ruinenstadt Hampi weitergehen. Noch kurz eine Staerkung im Restaurant, und es kann losgehen, so dachten wir. Beim genuesslichen Verspeisen von Palak Dosa dann die bekannte Prozedur: Jemand spricht uns an. "Wherrr a' you frrom? Wherrr a' you going?" Und dann die Empfehlung, auf dem Weg nach Hampi doch in Badami vorbeizuschauen. Ich erst zoegerlich, doch Kniffel nach Lektuere der Beschreibung im Reisefuehrer sofort angetan, und so aenderten wir den Plan, und fuhren spontan nach Badami.

Nach einer wackeligen, aber eigentlich ganz gut ertragbaren Busfahrt dann die Erkenntnis: Es ist ein Glueckstreffer. Eine felsige Landschaft, mit kleinen Gaesschen, in denen sich nicht nur Rinder, Ziegen, Hunde und Schweine, sondern auch Affen in Scharen zu den Menschen gesellen. Ueberragt von kleinen, in Stein gemeisselten Tempeln auf den Felsen. Auch Hoehlentempel soll es dort geben, die konnten wir aus Zeitmangel aber leider nicht besuchen.

Ein vielleicht 14-jaehriger Junge, der uns zuerst nur den Weg zum nicht ganz einfach zu ueberschauenden Felsen-Tempel-Gelaende, vorbei an einem vor einigen hundert Jahren angelegten See mit Ghats, die zum Waschen genutzt werden, zeigte, entwickelte sich mehr und mehr zu unserem privaten Guide. Er spielt Cricket, erzaehlte er mir gleich zu Beginn, und habe am naechsten Tag ein Spiel, zu dem wir doch kommen koennten. "Slow, slow!" rief er, wenn wir uns ueber etwas schwierigeres Terrain weiterbewegen mussten (wobei er uns definitiv zu wenig zugetraut hat). Und er bat mich, ihm doch ein paar von den Fotos, die wir geschossen haben, zuzuschicken. Seine Adresse habe ich, ich werds versuchen.

200 Rupees haben wir ihm dann gegeben. Er wollte eigentlich 500 Rupees: wir muessten verstehen, sein Cricketschlaeger sei kaputt, ein neuer koste 700,- und 200,- habe er bereits zusammengespart. Wer weiss, was an dieser Geschichte dran ist, jedenfalls waren 200,- auch laut Reisefuehrer angebracht. Nach der Tour wollte er uns noch in sein Haus einladen, oeffnete die Tuer, verscheuchte seine schlafende Mutter vom Boden und wollte grade die Stuehle bereitstellen, als wir schliesslich dankten und sagten, wir muessten weiter.

Dann ging es nach einer Staerkung weiter mit dem Bus nach Ilkur, von da nach Hospet (mit der im Titel beschworenen Nahtoderfahrung durch die wackelige Piste im Dunklen, gewagte Ueberholmanoever bei 80 kmh, wo 30 vorgeschrieben war, einen knapp zweistuendigen Stau, der in indischer Selbstorganisation irgendwie aufgeloest wurde, indem lauter Beifahrer auf der Strasse hin und herliefen und irgendwen irgendwohin lotsten) und weiter mit dem Tuktuk nach Hampi. Dort leere Strassen, niemand unterwegs, ausser ein paar Hunden. Mittlerweile 23 Uhr. Finden wir noch was? Das erste Hotel voll, das zweite dunkel. Im dritten dann durch lautes Rufen den Portier geweckt und noch ein Zimmer bekommen. Geschlafen, geduscht mit Eimern voll kaltem Wasser, Internetcafe, bloggen. Unsere Waitinglist-Position fuer den Zug weiter nach Bangalore hat sich nur um 2 verbessert, den koennen wir wohl nicht nehmen. Weiterer Plan existiert noch nicht so richtig. Jetzt gleich sehen wir uns erstmal an, warum wir ueberhaupt hier sind. Die Ruinen warten.

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